Presse Artikel. „St.Pölten gibt den Ton an“ 09.01.2021

Unter diesem Titel konnten erstaunte St.Pöltner folgendes lesen:

„Offene Kommunikation, Bürgerbeteiligung, transparente Wettbewerbe, pfleglicher Umgang mit der Substanz.
Die Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas blieb zwar erfolglos, verhalf der niederösterreichischen Hauptstadt aber zu einer neuen Planungskultur.“

 

Der Beitrag wurde offensichtlich von einer nicht in St.Pölten lebenden uninformierten Frau Leeb verfasst, sonst hätte sie wenigstens niederösterreichische Landeshauptstadt geschrieben.

Den absolut treffenden Leserbrief hierzu wollen wir einer interessierten Leseschaft nicht vorenthalten.

 

Mit Verwunderung und teilweiser Verwirrung, obwohl Akademikerin und des sinnerfassenden Lesens mächtig, versuche ich dem Beitrag von Franziska Leeb „St. Pölten gibt den Ton an“ inhaltlich zu folgen.

Die neue Planungskultur, die in St. Pölten angeblich Einzug gehalten hat, kann ich vor Ort nicht finden. Im Gegenteil, die Abriss- und Bautätigkeiten in der Stadt erinnern an Bausünden, die in den 70-iger Jahre in anderen Städten begangen wurden und jetzt in St. Pöltens Innenstadt eifrig nachgeholt werden.

Exemplarisch dafür:

In der Linzer Straße 3-5, in unmittelbarer Nachbarschaft der barocken Palastfassade des Instituts der Englischen Fräulein (nunmehr Mary Ward Schulen), erbaut von Jakob Prandtauer, errichtete eine Wohnbaugesellschaft an Stelle des „Alten Pressehauses“ Eigentumswohnungen mit einer Straßenfront, die an Hässlichkeit kaum zu überbieten ist. Wie erlangt man für einen derartigen Bau eine Baugenehmigung?

In der Josefstraße 2 befand sich umgeben von einem parkähnlichen Garten die sogenannte „Maderna – Villa“, ein Bau um Neunzehnhundert im Stil der Neorenaissance. Vor einigen Jahren wurden Gebäude und Bäume in einer nicht genehmigten Nacht- und Nebelaktion planiert, auf der frei gewordenen Fläche errichtet ein Bauträger derzeit ein modernes Bürogebäude, umgeben von Bauten der Gründerzeit und des Fin de Siècle. Die Gebäude standen nicht unter Denkmalschutz, ein Ensembleschutz und Schutzzonen für erhaltenswerte Gebäude existieren offensichtlich nicht.

Selbstverständlich soll moderne Architektur auch in historischen Stadtkernen Einzug halten und nicht jedes historische Gebäude ist erhaltenswert. Der Begriff Architektur leitet sich um Lateinischen „architectura“ ab und bedeutet Baukunst. Die Neubauten ist St. Pöltens Innenstadt haben mit Architektur nichts gemeinsam.  Und für das geplante Kinder-Kunst-Labor soll eine der letzten innerstädtischen Grünoasen geopfert werden.
Der im Beitrag angeführte Gestaltungsbeirat wird seit Jahren von engagierten Bürgern und der Bürgerplattform „Pro St. Pölten“ energisch eingefordert; im Dezember 2020 wurde dieser endlich installiert. Man kann nur hoffen, dass dieser Beirat zu einer Verbesserung der Qualität der Stadtentwicklung beiträgt.

Der Autorin des Berichtes empfehle ich einen aufmerksamen Rundgang in St. Pöltner Innenstadt.

Mag. Susanne Gutleder

3143 Pyhra